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„… dann verschwinden die ortsansässigen Apotheken!“
Apotheker sehen durch Versand-Erlaubnis der rezeptpflichtigen Medikamente die Zukunft der ortsansässigen Apotheken bedroht – Björn Thümler spricht mit Maike Maas-Bode und Dr. Hartmut Bode über Notdienste, fachspezifische Kundenberatung und die weiteren Vorteile einer Apotheke im ländlichen Raum.
Berne.
„Die Online Versandapotheken aus dem Ausland zu fördern ist ein Skandal“, bringt es Maike Maas-Bode, Inhaberin der Anker-Apotheke in Elsfleth, auf den Punkt. Ihr Mann, Dr. Hartmut Bode, geht sogar noch einen Schritt weiter: „Was steckt dahinter, dass man uns weghaben möchte?“ Im Gespräch mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Björn Thümler erörtern die beiden Apotheker die Lage der ortsansässigen Apotheken und warnen vor deren Verlust: „Die Auswirkungen des Versandhandels werden vielleicht erst in fünf bis zehn Jahren zu spüren sein, doch dann ist eine Umkehr zu spät, weil es dann kaum noch Apotheken geben wird.“
Auch Björn Thümler widerspricht der Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD), die im Versandhandel keine Gefahr für die Apotheken sieht, sondern sogar Vorteile im ländlichen Raum: „Das Gegenteil ist der Fall, denn jeder Patient, der ein dringend benötigtes Medikament in der Apotheke bestellt, kann dieses wenige Stunden später abholen oder bekommt es per Bote nach Hause geliefert. Das kann der Versandhandel gar nicht leisten. Hinzu kommt die fachliche Beratung, die die Behandlung des Arztes sinnvoll ergänzt, auch das kann der Online-Anbieter in dieser Form nicht vorweisen.“
Doch die (gesetzlich-vorgeschriebenen) Leistungen gehen noch weiter, wie Maike Maas-Bode betont: „Die 24-Stunden-Notdienste können nur Apotheken vor Ort leisten und zudem haben wir den Auftrag in Krisenzeiten die Bevölkerung mit Medikamenten mindestens eine Woche versorgen zu können. Wie sollen das der Versandhändler machen?“
Dass Versandhändler einen freien und fairen Wettbewerb propagieren, dem widerspricht auch Björn Thümler: „Die Voraussetzungen sind dafür nicht gegeben, wenn der lokale Apotheker einen klaren Wettbewerbsnachteil hat. Die ausländischen Versandapotheken haben – anders als in Deutschland ansässige Apotheken – die Möglichkeit, ihren Kunden Preisnachlässe zu gewähren.“ Er unterstütze deshalb den Vorstoß von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), Versand verschreibungspflichtiger Medikamente zu verbieten („Rx-Versandverbot“).
Dr. Hartmut Bode betont die Bedeutung dieses Verbots: „Der Verkauf von verschreibungspflichtigen Medikamenten macht rund 90 Prozent unseres Umsatzes aus. Wenn uns das wegbricht, ist es vorbei.“ Beleg dafür sei, dass viele nicht-verschreibungspflichtige Medikamente gar nicht mehr im Sortiment seien – dieses Geschäft habe man bereits zu einem großen Teil den Versandhändlern überlassen müssen.
„Wenn das so weiter geht, dann werden Apotheken genauso aussterben wie Buchhändler. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass wir Waren besonderer Art handeln. Rezepturen und Betäubungsmittel können und dürfen sowieso nur Apotheker ausgeben und keine Logistiker“, so Maike Maas-Bode, „wenn wir diese Stellung wahren sollen, dürfen die gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht derart verändert werden.“