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Traumatisierte schwangere Frauen suchen die Unterstützung
donum vitae wäre ohne Förderprogramm des Bundes und Unterstützung durch den Landkreis überlastet – Thümler: „Engagement der Mitarbeiterinnen ist einmalig“
Brake.
„Die Zahl der schwangeren Frauen, die geflohen sind, und bei uns Unterstützung suchen, ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen“, kann Mechthild Frenking, Geschäftsstellenleiterin von donum vitae in Brake, berichten. „Und damit auch die Anforderungen an uns und unsere Mitarbeiter.“
Eine Schwangerschaft kann schon unter normalen Umständen belastend sein, für geflohene Frauen ergeben sich zusätzliche Problemlagen: Verständigungsprobleme, Zukunftsängste, Traumatisierung durch Flucht und Gewalterfahrungen, Wegfall sozialer Strukturen, Armut und Perspektivlosigkeit. „Vor zwei Jahren betraf ein Viertel der Erstberatungen Frauen, die geflohen sind. Im vergangen Jahr ist die Zahl aufgrund der guten Arbeit unserer Beraterinnen auf ein Drittel gestiegen“, so die Diplom Pädagogin Frenking.
Besonders eine Hebamme und eine muslimische Mitarbeiterin waren so überlastet, dass die Überstunden für den Verein kaum noch tragbar waren. Davon hat sich nun auch der CDU-Landtagsabgeordnete Björn Thümler bei einem Besuch bei donum vitae in Brake persönlich überzeugt: „Die Mitarbeiterinnen leisten hier wirklich eine außerordentliche und aufopferungsvolle Arbeit. Von meinen Kontakten mit Flüchtlingen habe ich erfahren, wie belastend der oft unsichere Aufenthaltsstatus gepaart mit den traumatisierenden Fluchterfahrungen auf die Flüchtlinge wirkt. Wer dann auch noch in einem völlig fremden Land schwanger ist, muss schon besonders stark sein, um das auszuhalten – oder die Frauen bekommen professionelle Hilfe wie hier bei donum vitae“, lobt Björn Thümler und freut sich, dass sich durch finanzielle Förderungen die Lage etwas entspannt hat.
Zum einen nimmt die Beratungsstelle als eine von 30 Standorten bundesweit an dem Modellprojekt „Schwangerschaft und Flucht“ des Bundesverbandes donum vitae finanziert durch das Bundesfamilienministerium teil. „Dadurch konnten wir eine neue Kollegin im Rahmen einer 20-Stunden-Stelle gewinnen“, freut sich Frenking.
Damit die Teilnahme an dem Projekt überhaupt umzusetzen war, mussten in Brake die Voraussetzung geschaffen werden. Dazu warb man um finanzielle und räumliche Unterstützung durch den Landkreis. Auch diese wurde gewährt und dadurch konnte eine Verwaltungsfachkraft mit fünf Stunden pro Woche eingestellt werden, die die Terminkoordination zwischen Klientin, Dolmetscherin und Beraterin vornimmt.
Ziel des Projektes „Schwangerschaft und Flucht“ ist die aufsuchende Beratung schwangerer, geflüchteter Frauen an ihrem Wohnort. Die Beraterin hat dabei eine Lotsenfunktion in das reguläre Hilfesystem der Wesermarsch. Die Beraterin Sabine Rohlfs nahm an mehreren von der Sozialdezernentin organisierten Arbeitstreffen zur Situation der Flüchtlinge teil. „Es ist wichtig, dass wir Synergieeffekte nutzen und Doppelstrukturen vermeiden“, weißt Sabine Rohlfs auf die Effektivität ihrer Arbeit hin. Das Angebot der aufsuchenden Beraterin wird mittlerweile sehr gut angenommen. „Viele Frauen sind Opfer von Stress und Gewalt und sorgen sich um ihre Familienangehörigen, die noch auf der Flucht oder im Kriegsgebiet sind. Das alles kann natürlich die elterliche Kompetenz einschränken“, berichtet Rohlfs aus ihrem Arbeitsalltag.
Ergänzend zum Projekt bietet donum vitae in Brake dank der Unterstützung durch den Landkreis Gruppenangebote und Informationsveranstaltungen für Frauen in unterschiedlichen Sprachgruppen an. Dazu zählen Kurse zur Geburtsvorbereitung, Gesundheitsvorsorge, Verarbeitungsstrategien von Traumata oder die Auseinandersetzung mit dem Frauenbild in den unterschiedlichen Kulturen. Zu den Kursen wird immer eine Kinderbetreuung angeboten.
„Mit der Mischung von Vorort-Beratung und dem spezifischen Kursprogramm leistet donum vitae in Brake einen erheblichen Anteil am Abbau von Hemmschwellen und damit auch an der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in der neuen Heimat Wesermarsch. Schlussendlich dient das einer gelungenen Integration“, so Björn Thümler.